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Jannik Schaufler fliegt mit Faris Al-Sultan über den großen Teich

Der Saisonstart war eher zum Vergessen, die Rückkehr nach der Zwangspause dafür umso besser. Nach einem Ermüdungsbruch im Kreuzbein kämpfte sich der Weingartener Triathlet Jannik Schaufler vom DAV Ravensburg schnell zurück und wurde nun Dritter beim Premium Europacup in Holten. Durch den Erfolg in den Niederlanden hat sich Schaufler für die U23-Weltmeisterschaft in Lausanne qualifiziert, zudem ist der 22-Jährige ab Mittwoch mit dem Bundestrainer Faris Al-Sultan unterwegs nach Kanada.

Zunächst gibt es im Osten Kanadas ein Rennen des Kontinentalcups, dann geht es nach Edmonton zum achten und vorletzten Wettbewerb der World Triathlon Series des Weltverbands ITU. Jannik Schaufler ist zum ersten Mal Teil des Elitekaders von Bundestrainer Faris Al-Sultan. „Und ich bin auch noch nie über den großen Teich geflogen“, sagt Schaufler. Mit einem jungen Team sind die Deutschen in Kanada am Start. In der Mixedstaffel besteht eine Mannschaft jeweils aus zwei Frauen und zwei Männern, alle müssen nacheinander einen Triathon über die Sprintdistanz absolvieren. Das heißt in Kanada: 300 Meter Schwimmen, sechs Kilometer Radfahren und 1600 Meter Laufen. „Wir können was reißen“, meint Schaufler. „Wir wollen in die Top Acht kommen und liebäugeln mit Platz fünf.“

Das wäre auch mit Blick auf die Olympischen Spiele 2020 in Tokio von Vorteil. Denn bei der World Series in Kanada geht es für die Athleten der Deutschen Triathlon Union (DTU) auch darum, Quotenplätze für Olympia zu sichern. „Sind wir am Ende der World Series unter den besten acht Nationen, bekommt die DTU Olympiastartplätze“, sagt Schaufler. Der Weingartener fühlt sich auf der kurzen Sprintstrecke zwar „schon als einer der Stärksten“ im deutschen Team. Tokio 2020 ist dennoch nicht das ganz große Ziel. „2024 ist realistischer, auch wegen des Alters.“ Mit Ende 20 sei man im Triathlon am leistungsfähigsten.

Schaufler will die Rennen in Kanada und die Reise mit der Nationalmannschaft also in vorderster Linie genießen. Schließlich war er vor wenigen Monaten weit davon entfernt, von Auftritten bei der World Series auch nur zu träumen. Anfang März wurde ein Ermüdungsbruch im Kreuzbein diagnostiziert. „Klingt krass“, gibt Schaufler zu, ist aber gerade bei Läufern häufiger mal der Fall. „Ich habe unter anderem die Sitzposition auf dem Rad verändert“, meint der DAV-Sportler, der seit einigen Jahren am Stützpunkt in Saarbrücken lebt und trainiert. Nach sechs Wochen konnte er schon wieder ins Training einsteigen. Nach einem Belastungstest in der Bundesliga und Platz 19 im Europacup in der Ukraine („Nicht optimal“) ging es für Schaufler in die Niederlande.

In Holten überzeugte der 22-Jährige. Als einer der Ersten kam Schaufler nach 8:30 Minuten aus dem Wasser (500 Meter), die 20 Kilometer auf dem Rad spulte er in 27:52 Minuten ab, nach 17:01 Minuten über die fünf Kilometer lange Laufstrecke war er in 54:33 Minuten Gesamtdritter hinter seinem deutschen Teamkollegen Lasse Nygaard-Priester (54:25) und dem Australier Max Neumann (54:26). Als bester U23-Athlet sicherte sich Schaufler das Ticket für die U23-WM am 31. August in Lausanne. „Beim Lauf war sogar der Sieg noch drin, aber für mich ging es vor allem um die U23-Wertung“, meinte Schaufler.

Bevor es Richtung Kanada geht, steht für den 22-Jährigen noch eine wichtige Aufgabe bevor. Bis Dienstag muss er die Korrekturen an seiner Bachelorarbeit fertigmachen und die Arbeit gebunden abgeben. „Das ist machbar“, sagt Schaufler. Dann ist also fürs Erste sein Studium an der Universität Saarbrücken (Wirtschaft und Recht) vorbei. „Ich habe mich zwar mal für den Masterstudiengang beworben“, meint er. „Aber vielleicht konzentriere ich mich auch erst einmal nur auf den Sport.“

In Saarbrücken wird Schaufler aller Voraussicht nach bleiben – auch wenn er nun schon längere Zeit quasi per Fernbetreuung von Philipp Seipp trainiert wird. Da inzwischen viele Daten völlig problemlos online übertragen werden können, funktioniert das gut. Zudem kann Schaufler am Stützpunkt im Saarland auch auf die dortigen Trainer zurückgreifen – und damit seit Kurzem auch auf Daniel Unger. Der Oberschwabe ist seit zwei Wochen der zweite Stützpunkttrainer. „Er kann toll motivieren“, sagt Schaufler. „Und ich freue mich, dass ich auch mal wieder schwäbisch sprechen kann.“ Vor allem freut sich der gebürtige Weingartener aber, dass er verletzungsfrei den weiteren Saisonhöhepunkten entgegenblicken kann.

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